SPD-Fraktionsvorsitzende, Bezirkstagskandidatin – Gebietsleiterin Niederbayern der BKK VBU (Betriebskrankenkasse Verkehrsbauunion) Anja König, stellt ihre Thesen zu einer Krankenhausreform bei der vom Seniorenbeirat Landshut initiierten Podiumsdiskussion im Forum des Landshuter Netzwerkes, vor:
- Eine Krankenhausreform ist überfällig, wir müssen diese Reform insgesamt als Chance bewerten.
- Die drei Ziele der Reform, Verbesserung der Qualität und damit auch eine bessere Transparenz für die Patient:innen, denen es meinst nicht leicht fällt die für sie richtige Klinik zu finden, Entökonimisierung (wenn es um die Gesundheit der Menschen in unserem Land geht, dürfen nicht wirtschaftliche Interessen im Vordergrund stehen) und Entbürokratisierung, wie viele Wirtschaftsexperten braucht denn eine Klinik derzeit, um das Maximum herauszuholen, um die richtige Strategie zu entwickeln, damit es wirtschaftlich eben wieder stimmt, und damit eine moderne und bedarfsgerechte Versorgung zu schaffen, unterstütze ich sehr (Vermeidung von Über- und Unterversorgung)
- Dies muss mit den vorhandenen Ressourcen (Personal) geschehen, gleichzeitig muss investiert werden in Ausbildung und Attraktivität der Pflegeberufe
- Finanzierung der Krankenhäuser muss nachhaltig auf stabile Beine gestellt werden, nicht nur der Bund, sondern hauptsächlich die Länder müssen mehr Geld investieren
- Schieflage der Krankenhäuser ist in den vergangenen Jahren entstanden, weil Modernisierungen, Sanierungen, die Anschaffung von neuen teuren medizinischen Geräten nicht zu 100 % von den Ländern finanziert wurden, sondern nur zu 50-60 % von förderfähigen Kosten
- Bedarfsplanung soll weiterhin durch die Länder erfolgen: Bayern muss endlich einmal auch hier die Hausaufgaben erledigen und eine Bedarfsplanung erstellen
- Die Krankenhausreform wird ein lernendes System darstellen, das ist gut so, denn es kann während des Prozesses nachgesteuert werden und nach fünf Jahren wird eine Gesamtevaluation stattfinden.
- Populistische Negativschlagzeilen, wie sie durch die CDU im Bund und die CSU in Bayern, aber auch durch die Presse produziert wurden und werden, sind absolut nicht zielführend. Stattdessen sollten alle Beteiligten und Betroffenen und auch die zuständigen Politiker:innen so gut wie nur möglich gemeinsam an einem guten Ergebnis arbeiten, damit wir eine bedarfsgerechte, flächendeckende und vor allem für alle Menschen auf gleich hohem Niveau basierende medizinische Versorgung sicherstellen können.
- In Bayern gibt es schon sehr lange die Einstufung der Krankenhäuser mit dem sogenannten Bayerischen Krankenhausplan, der ständig fortgeschrieben wird, jetzt soll es halt deutschlandweit eine einheitliche Einstufung geben.
Für die Potenzialanalyse wurden relevante Krankheiten und Eingriffe ausgewählt, für die ausreichend Daten und Studien zur Verfügung stehen: Krebs, Schlaganfall und Endoprothetik (Künstlicher Gelenkersatz).
Die Grundlage der Studie bildeten Routinedaten der gesetzlichen Krankenversicherung, Daten aus den Qualitätsberichten der Krankenhäuser sowie Daten von medizinischen Registern und Fachgesellschaften.
Die Analysen wurden unterstützt durch eine Kooperation mit dem GKV-Spitzenverband (GKV-SV), dem AOK Bundesverband, dem Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO). Berücksichtigt wurden bei der Analyse die Strukturqualität und die Erreichbarkeit der Häuser.
Die Ergebnisse im Detail
Für Krebs: Würden alle Krebspatienten zur Erstbehandlung in zertifizierten Zentren versorgt, könnten pro Jahr 20.404 Lebensjahre gerettet werden.
- Brustkrebspatientinnen haben einen fast 25 Prozent höheren Überlebensvorteil bei Erstbehandlung in einem zertifizierten Zentrum. Allein beim Brustkrebs könnten jährlich ca. 3.800 Lebensjahre gewonnen werden, würden alle Frauen in zertifizierten Brustkrebszentren behandelt.
- Eine bessere Versorgungsqualität ist in der bestehenden Krankenhausstruktur zu schaffen. Über die Hälfte der Bevölkerung erreicht z.B. ein zertifiziertes Darm- oder Brustkrebszentrum vom eigenen Wohnort in deutlich unter 20 Minuten.
Für Schlaganfall
- Würden alle Patientinnen und Patienten nach einem Schlaganfall in einem Krankenhaus mit Stroke-Unit behandelt werden, könnten zusätzlich rund 5.000 Menschen den Schlaganfall im ersten Jahr überleben.
- Würden Schlaganfall-Patienten nur noch in Kliniken mit Stroke-Units gebracht, würde sich die durchschnittliche Fahrzeit insgesamt um nicht einmal 2 Minuten verlängern.
Für Endoprothetik
- Würden Hüft- und Kniegelenke nur noch in spezialisierten Kliniken ersetzt, könnten 397 bzw. 212 Revisionsoperationen pro Jahr vermieden werden.
- Nur jede dritte Klinik, die die Operationen durchführt, bringt gegenwärtig genug Erfahrung (gemessen an einer moderat festgesetzten Mindestfallzahl) für Knie-Totalendoprothesen mit. Für Hüftoperationen ist es nur jede vierte.
Schlusswort:
- Es geht nicht nur darum, dass in unserer Stadt die Krankenhäuser erhalten bleiben, es geht auch um den ländlichen Raum, es geht nicht nur darum, dass in unserer Region die Krankenhäuser erhalten bleiben, es geht um ganz Bayern und es geht auch nicht nur um Bayern, es geht darum, dass in ganz Deutschland für alle Menschen gleichermaßen bedarfsgerechte Gesundheitsversorgung auf hohem Niveau stattfindet.
- Das Gute bei dieser vom Bundesgesundheitsminister vorgesehene Reform ist ja, dass man aus Fehlern der Vergangenheit gelernt hat und nicht eine Reform überstülpt.
- Es sollen alle Betroffenen und Beteiligten an dieser Reform mitwirken (Länder sollen eine Bedarfsplanung erstellen, damit bleibt auch die Verantwortung, welche Krankenhäuser wo welche Behandlungen durchführen, Ländersache).
- Die Reform ist ein lernendes System, das ständig angepasst wird und nach 5 Jahren wird es eine Gesamt-Evaluation geben. D.h. es wird alles noch einmal kritisch beleuchtet und die Entwicklung angeschaut.
- Die Reform wird in jedem Falle zum jetzigen System für die Menschen eine große Verbesserung bringen, aber auch für die Kliniken, weil die Behandlung von Krankheiten im Vordergrund steht und nicht die Wirtschaftlichkeit und damit die Krankenhäuser ihren ureigensten Auftrag erfüllen können, Krankheiten zu identifizieren und zu heilen, wenn möglich.
„Die Reform muss als Chance gesehen werden und alle, die hier sitzen sollten daran mitarbeiten, damit sie gut wird, statt populistische Hiobsbotschaften zu verbreiten und mit dem Finger auf die anderen zu zeigen“, so Anja König.
Foto:
h.j.lodermeier